Speisen in benachbarten Königreichen
Bei diesem angelegentlich der Hochzeit am Kaiserhof Österreich stattgefundenen Familien-Galadiner waren wohl nicht nur
die jungen (und später sehr unglücklichen) Brautleute Kronprinz Rudolf und Prinzessin Stephanie (Fotos oben) anwesend,
sondern auch Kaiserin Elisabeth „Sisi“ von Österreich und ihr Gatte Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn (Bilder
unten). Das gleiche gilt wohl für das offizielle Galamenü, welches drei Tage später stattfand.
Königin und König der Belgier klingt vom Sprachgebrauch (das Volk zu benennen statt
des Staates) zwar seltsam, ist aber richtig.
Albert I. gelangte als Sohn des Zweitgeborenen auf den Thron, da sein Vorgänger
Leopold II. nur zwei Töchter hatte (eine davon ist die oben abgebildete Stephanie von
Belgien – also Alberts Tante). Er war ein großer Freund Deutschlands (zumindest bis
1914) und besuchte es oft.
Der oder das Elysée gehörte einmal Madame De Pompadour. Danach hatte es eine
wechselvolle Geschichte, da es der Republik als Sitz des Regierungsoberhauptes
Frankreichs dienen sollte. Allerdings wurde in der Zeit zwischen dem Tode der
Marquise und dem Datum des obigen Gastmahls insgesamt dreimal die Republik
ausgerufen (die ersten beiden Male scheiterten jeweils an einem Napoleon – allerdings
nicht an zweimal demselben). 1913 letztlich war Frankreich eine Republik.
Möglicherweise speiste das Königspaar an dem Abend mit Raymond Poincaré, der seit
Februar 1913 neuer Präsident Frankreichs war.
Oben: Elisabeth Gabriele Herzogin in Bayern, Königin der Belgier
Unten Albert I., König der Belgier 
Historische Speisefolgen und Menüs
Das Geheimnis der Gästeliste ist schnell gelüftet: Hier
haben sich drei der sechs Nachkommen des Dänischen
Königs Christian IX. plus Familien versammelt:
Hinter dem Herzog von Cumberland verbirgt sich der
Kronprinz Ernst August von Hannover, Herzogin Thyra
(rechts daneben) war seine Frau. Diese war die jüngste
Tochter des dänischen Königs. Auf dem Arm hält sie ihr
jüngstes Töchterchen Prinzessin Olga von
Braunschweig-Lüneburg, die zum Zeitpunkt des Diners
bereits 23 Jahre alt war und damit eher dem rechts
daneben stehenden Bild ähnlich sah.
Hinter Marie-Luise von Baden verbirgt sich
wahrscheinlich Luise von Preußen, die weitläufig mit
den Romanows (Gemahlin Georg I.) verwandt war,
zumindest gibt es keine weitere Marie Luise im
Badischen Haus zu dieser Zeit, außerdem war sie seit
einem Jahr Witwe und darum vermutlich ohne
Begleitung.
Prinz Waldemar von Dänemark war der jüngste Sohn
von Christian IX.
Prinz Georg ist König Georg I. von Griechenland und
Zweitgeborener des Dänischen Königshauses. Seine
Gemahlin war die Nichte Zar Alexander des II.,
Großfürstin Olga Konstantinowna Romanowa.  
Folgendes stand auf der Karte:
Verschiedene Hors-d‘oeuvre
 
Consommé Double in der Tasse
Hummer a lá Vanderbilt
Lammrücken a lá Blumenmädchen
Hühnchen mit Schnepfen
Salat der Saison
Eis mit Früchten a lá Bristol
Kl. Schildkrötensuppe in der Tasse
Kaviar auf Eis
Ente a lá Bristol
Hammelrücken
Salat
Zitronensoufflé
Käse, Früchte
Die Gästeliste dieser Mitte Januar 1912 am bayerischen Königshof
stattfindenen Tafel klingt zwar pompös, nennt aber nur drei
Personen. Friedrich von Österreich war kein Prinz, sondern “nur”
ein Habsburger mit viel Geld. Er wurde nicht nur durch seinen
Reichtum, sondern auch durch seinen militärischen Rang des
Oberkommandanten der k. u. k.-Streitkräfte im Ersten Weltkrieg (der
zum Zeitpunkt dieses Festes ja noch in der Zukunft liegt) bekannt.
Hier besuchte er mit seiner Frau Isabella von Croÿ und Tochter
Isabella von Österreich Franz Josef I. Tochter Gisela und ihren
Mann Leopold von Bayern (des bayerischen Königs jüngerer
Bruder). Dessen Sohn Prinz Georg von Bayern hatte das
österreichische Töchterlein gefreit.
Man speiste:
-Austern
-Kraftbrühe Lukullus (mit Trüffeln, Huhn, Erbsen, Spargel)
-Wildfangsaibling mit Tomaten-Bearnaise
-Lammrücken mit grünen Bohnen
-Hummer naturell mit Butter
-Schnepfen-Casserolle a la Nerac
-Gebratene Kapaunen mit Salat
-Spargel Königinnen Art (mit Sahne-Ragout)
-Haselnussbrote oder -brötchen
-Italienisches Eis
-Käse, danach noch Pfirsichkompott
Von links nach rechts: Erzherzog Friedrich von Österreich, daneben seine Gemahlin Isabella von Croÿ. Dann Isabella
Erzherzogin von Österreich und ihr Verlobter und später sehr kurzzeitiger Ehemann Prinz Georg von Bayern (Hochzeit war
einem Monat nach diesem Diner. Die Ehe hielt nicht mal die Flitterwochen durch.). Das letzte Bild zeigt Prinz Georgs Eltern,
den jüngeren Bruder des Königs von Bayern (Ludwig III.), Leopold und seine Gemahlin, Gisela von Österreich, die Tochter
Franz Josefs und Sisi.
Besonders groß kann dieses Familiendiner nicht ausgefallen sein. Der österreichische
Kaiser hatte nicht das einfachste Leben: Frau ermordet, Sohn beging Suizid...
Immerhin dürfte bei dieser Feier der Thronfolger dabei gewesen sein, denn der lebte ja
noch. Das dessen Frau Sophie mit am Tisch saß, ist allerdings zu bezweifeln, sie war
nicht standesgemäß (die beiden wurden 1914 in Sarajewo ermordet - der Beginn des
Ersten Weltkriegs) und der Kaiser mochte beide nicht. Seine beiden ihm verbliebenen
Töchter waren aber bestimmt da und hatten sicher auch ihre Männer mitgebracht.
Vielleicht waren auch die Enkelkinder dabei, darunter der unten
genauer verhandelte Prinz Georg. Das dürfte dann doch ein volles
Haus bedeutet haben, alleine Valerie hatte neun Kinder, dazu
kamen noch die vier von Gisela. Längst nicht alle waren
erwachsen, das jüngste war vier Jahre alt. Es ist zu bezweifeln,
daß diese Kleinen bei dem Essen, welches Schildkrötensuppe,
Trüffelsoufflé, Lachsforellen, Rind- und Kalbfleisch,
Geflügelzephyr, Hummer, Champagnerpunsch, Rebhühner,
Artischocken und diverse Desserts beinhaltete, wirklich lange
dabei waren. Sicherlich anwesend war jedoch Elisabeth Marie, die
Tochter der Kronprinzessinnen-Witwe Stephanie von Belgien (s.
o.) und vielleicht auch diese selbst.