Kulinarische Sehenswürdigkeiten
Gastronomische Museen
Das liebevoll gehegte Henriette Davidis Museum in
Wetter/Wengern an der Ruhr ist vollgestopft bis unter die Decke,
mit allem, was Walther Methler an Biedermeier-Utensilien
auftreiben konnte. “Vollgestopft” bedeutet allerdings nicht, daß es
unaufgeräumt oder kramig wäre - ganz im Gegenteil. Nach
Gebrauch und Leben unterteilt, sieht die Küche eben aus wie eine
damalige (zugegebenermaßen üppig ausgestattete) Küche. Im
Kinderzimmer stehen Kinderherde und Puppenstuben,
Puppenkochbücher und Spielzeugsoldaten neben Wiegen und
Kinderbettchen. Im Dachkämmerlein dann das Dienstmädchenbett
mit Waschschüssel und “Dienstbotenliteratur”. Bis in den
Dachstuhl reichen die Exponate: Fleisch- und Eierschränkchen,
Butterfass und massenhaft Utensilien, die nicht mehr in die Küche
passten.
Das Museum wird privat geführt, Herr Methler bietet Führung nach
individuellen Bedarf an, mit einer Fülle an Wissen über die Zeit für
Laien bis hin zum freundschaftlichen Expertengeplänkel.
Untergebracht ist das Museum in einem Kleinod von Haus, erbaut
1801, dem Geburtsjahr der Protagonistin.
Das Schweizer Gastronomie Museum im Schloss Schadau in
Thun/CH macht bei der Anreise schon viel her: Es liegt in einem
herrlichen, üppigen, für die Bevölkerung freigegebenen Park. In
dieser Anlage befindet sich noch eine Dependance des
Kunstmuseums und zahlreiche Statuen und Kunstobjekte.
Im Schloss bieten Café-Bistro und Restaurant Arts gehobene
Küche zu schweizerischen Preisen an (wobei das Bistro noch
erschwinglich ist). Das Museum ist dann durch den sehr engen
und sehr “drehigen” Turmaufgang zu erreichen.
Im Inneren erwartet den Besucher neben ein paar interessanten
Exponaten und dem Schraemli-Zimmer natürlich die riesige
Büchersammlung der Stiftung. Noch ein Stockwerk höher kommt
man dann in das “Inner Sanctum”: Im Herrenzimmer ist Schraemlis
Bibliotheksherz aufgebaut, wo selbst die ältesten Exemplare zum
Studium öffentlich bereitstehen. Außerdem liegen moderne
Zeitschriften aus, bequeme Couchen und Sessel laden zum
Vertiefen der kulinarischen Kenntnisse ein.
Der Balkon bietet außerdem einen atemberaubenden Blick über
den Thuner See für die fraktur-strapazierten Augen.
Die kleine, aber feine Domäne Dahlem ist das ehemalige
Rittergut des Dorfes Dahlem vor seiner Eingemeindung 1920 und
heute als Freilandmuseum für Agrar- und Ernährungskultur mit
ökologischem Schwerpunkt in Berlin Zehlendorf zu besichtigen. Es
ist der einzige deutsche Bauernhof mit U-Bahn-Anschluss.
Neben Feldern und bedrohten Haustierbeständen beherbergt das
Gut auch ein historisches Gebäude mit Kreuzgewölbe und einer
kleinen ständigen Ausstellung: Einem “Kaufmannsladen”, einem
“Lebensmittel-Labor” und einer “Fleischerei”. Auch ein alter
Davidis, Geschirr und altes Besteck können begutachtet werden.
Dazu kommen wechselnde Ausstellungen, die zwar nicht
zwingend, aber doch häufiger einen kulinarischen oder
ernährungswissenschaftlichen Schwerpunkt haben, z.B.
“Nahrungsmittelpropaganda” oder “Zucker”.
Im Sommer gibt es Ritterturniere und im Winter mittelalterliche
Adventsmärkte mit Spezereien und Bio-Leckerlies.
Das Deutsche Kochbuchmuseum in Dortmund nennt eine
Sammlung von 4000 Büchern sein Eigen, die man jedoch nicht zu
sehen bekommt (die Bibliothek ist nicht in das Museum integriert
wie in Thun). In dem 1959 erbauten Gebäude, welches an sich eine
visuelle Herausforderung darstellt, stehen vor allem Herde und
Geschirre. Nur wenige Bücher liegen in den Vitrinen.
Regelmäßig wurden Veranstaltungen und Lesungen angeboten,
vor allem auch für Kinder.
Alles in allem bringt einem der Besuch nicht viel, es sei, man
interessiert sich überdurchschnittlich stark für Kochherde der
wilhelminischen und Wirtschaftswunderepoche oder hat einen
Termin für die Bibliothek.
Henriette Davidis soll ja den Mittelpunkt der Sammlung darstellen.
Von den Beschreibungen des Museums her bin ich allerdings
geneigt zu glauben, ich war im falschen Museum. Oder im falschen
Raum.
Jedenfalls sehe ich der Wiedereröffnung in einem Jahr am anderen
Ort mit gemischten Gefühlen entgegen.
Links zu den Museen finden Sie auf der Link-Seite.