Leipziger Koch-Buch von 1723
Das älteste Buch der Sammlung
1723 ist Leipzig eine moderne Messe- und Händlerstadt mit rund 20000 Einwohnern. In
diesem Jahr wird Johann Sebastian Bach zum Städtischen Musikdirektor berufen - 27
Jahre später stirbt er in Leipzig. Als eine der ersten Städte im Kurfürstentum besitzt
Leipzig eine Straßenbeleuchtung (mit Rüböl-Lampen) und macht mit der Bezeichnung
“Klein-Paris” der Seine-Metropole Konkurrenz.
Der Arm von Kurfürst August des Starken reicht aus Dresden nur schwach herüber -
so wehren sich die Innungen und die Stadtverwaltung schon mal gegen einen “von
oben” aufgedrückten Innungsmeister, um ihre Autonomie zu erhalten.
49 Jahre alt ist Susanna Egerin, als sie 1706 ihr Kochbuch herausbringt. Früh
verwitwet musste sie berufstätig werden, um ihre 4 Kinder zu ernähren. Nach und
nach gewann sie als Köchin eine gewisse Bekanntheit - in ihrem Buch fehlt der
Hinweis, man habe sie genötigt, das Buch herauszubringen, wie es denn später üblich
wurde - so daß diesem Schritt sicherlich die Hoffnung zugrunde lag, vom Verkauf
leben zu können.
Es heißt:
Leipziger Koch-Buch,
welches lehret, was man auf seinen täglichen Tisch, bey Gastereyen und Hochzeiten,
gutes und delicates auftragen, auch Tische und Tafeln mit Speisen zierlich besetzen
könne. Dem beygefüget XXX. Curieuse Tisch-Fragen, mit kurtzer doch gründlicher
Antwort, sowohl für Gesunde als Krancke wie auch Tisch- und Speise-Lexicon, in
welchem die Victualien, so ein jeder Mensch Jahr aus Jahr ein geniesset, ob und wie
weit selbige gesund oder nicht gesund seyn, enthalten. Dann letztens zum Anhange
die auf dem Marckt zum Einkauf gehende allzeit fertig-Rechnende Köchin
Ihre Sprache ist noch recht mittelalterlich, so benutzt sie zum Beispiel das Wort
“item”. Die dritte Auflage 1723 erlebt sie nicht mehr, schon 1713 stirbt Susanna Eger.
1745 erscheint die letzte (durch einen Reprint heute relativ bekannte) Auflage
ihres Buches, bevor es fast 250 Jahre in Vergessenheit gerät.
2005 wurde in Leipzig dem Berufliche Schulzentrum für das Backhandwerk und das Gastgewerbe der Name Susanna Eger
verliehen, um die Tochter der Stadt angemessen zu würdigen.