Zum Verschenken und Benutzen
Besondere (Koch-)Bücher
Kochbücher ähneln sich irgendwann. Rezepte wiederholen sich, die üppigen Illustrationen dominieren
das Buch, es ist für Anfänger nicht geeignet... Wenn man nicht gerade ein Sammlerinteresse hat, braucht
man nur einige wenige Kochbücher überhaupt.
Es gibt jedoch ein paar wirklich schöne Bücher, die man heute auch noch sehr leicht beschaffen kann,
die etwas ganz Besonderes sind. Damit meine ich nicht zwingend Kochbuch-Romane (von denen es
sowieso nur zwei wirkliche Klassiker gibt) oder prachtvolle Bildbände, sondern auch moderne oder DDR-
Kochbücher. Warum diese so besonders sind und sich gut als Geschenk (für sich selbst oder andere)
eignen, sei hier kurz dargestellt.
Kochen - Die neue große Schule (das Buch mit dem Löffel), Zabert Sandmann Verlag, ist
eines der umfassendsten Kochlehrbücher, die ich je gesehen habe. Rezepte dienen nur
als Anwendungsbeispiel für vorher genauestens Schritt für Schritt erklärte Zubereitungshinweise von
Rohmaterialien (Beispiel: So führt das Kapitel “Reis” erst die Methode des Quellkochens an, umfangreich
und genau bebildert - um dann als Grundlage für die berühmtesten Reisgerichte der Welt zu dienen: z. B.
Pilaw, Risi e Bisi, Paella, Risotto, Nasi Goreng...). Es ist zweckgebunden illustriert und sehr lehrreich. Mit
den Rezepten dient es außerdem als Nachschlagewerk für viele internationale Klassiker. Wenn Sie Ihr Kind
hinaus in die Welt schicken, geben Sie ihm dieses Buch mit, wenn Sie selbst kochen lernen wollen, ist das
Buch die beste Grundlage.
Es steht an erster Stelle, weil ich bei allen anderen Empfehlungen davon ausgehe, daß man kochen kann. Es sind keine
Grundkochbücher mit genauen Anweisungen.
Schöne DDR-Kochbücher
Ein besonderes Buch ist der “grüne Drummer-Muskewitz”:
Die besten Rezepte aus der Fernsehküche von Kurt Drummer und
Käthe Muskewitz (1989) bietet nicht nur einfache, alltagstaugliche und preiswerte Rezepte, sondern zeigt etliche Zitate aus
historischen Kochbüchern und eine Darstellung von Haushaltung 1820. Käthe Muskewitz sammelte selbst alte Kochbücher.
Ein Teil ist hinten als Quellenangabe angegeben - zu DDR-Zeiten ein sagenhafter Schatz!
Die besten Rezepte aus der Fernsehküche - Gewürzt mit kulinarischer Kulturgeschichte. Kurt Drummer/Käthe Muskewitz 1. Aufl. Leipzig Fachbuchverlag, 1989
Ein ähnliches Buch mit stärkerem regionalen Bezug und dementsprechend regionalen Anekdötchen ist Von
Apfelkartoffeln bis Zwiebelkuchen von den gleichen Autoren. "Es ist die Weisheit des Volkes, die diese
Gerichte ersann. Oft stand Sparsamkeit dabei Pate, Beschränkung auf das eben jetzt und eben hier Vohandene.
Doch gerade diese Schranken fordern Phantasie und Schöpfertum heraus." (Drummer) Auch dieses Buch wirkt
liebevoll gemacht und ist empfehlenswert.
Von Apfelkartoffeln bis Zwiebelkuchen, Kurt Drummer/Käthe Muskewitz, Fachbuchverlag Leipzig, es gibt verschiedene Auflagen
DDR-Kochbücher beinhalten meist sehr preiswerte und einfache Rezepte, weil Exotisches kaum Verwendung
fand. Man kann heute durchaus nach ihnen kochen und hat vor allem eine Auswahl an abwechslungsreichen
Alltagsrezepten.
Darum sind auch die nächsten beiden Empfehlungen etwas ganz Besonderes:
Guten Appetit. Eine Weltreise mit Messer und Gabel von Knobloch/Linde ist aus dem Jahr 1967. Es beinhaltet Rezepte aus
aller Welt, dazu gehört auch “kapitalistisches Feindesland” wie die USA. Das Erscheinen eines solchen Buches zu dieser
Zeit ist recht ungewöhnlich. Die Rezepte wiederum sind ursprünglich und authentisch - wirken noch nicht “eingedeutscht”.
Genauso wie die Fernsehküche ist es mit vielen Anekdoten und Geschichtchen versehen, die das Buch auch sonst zu einem
Lesevergnügen machen.
Guten Appetit - Eine Weltreise mit Messer und Gabel, Linde, Günter & Knobloch, Heinz, Verlag für die Frau Leipzig, 1967
Zu damaligen Zeiten sehr experimentell, heute sicherlich viel leichter nachzukochen sind die
Rezepte aus Delikat-international - Gerichte der [...] Küche. Es gab österreichisch (das erste 1984),
japanisch (mit Sushi!), chinesisch, mexikanisch und indisch. Auch diese Rezepte muten wie im
Linde/Knobloch sehr ursprünglich und unverfälscht an (und habe inzwischen die Bestätigung, daß
das tatsächlich so ist). Schön auch die Hinweise zur Herstellung von Garam Masala, Wasabi oder
Sojasauce und das unvermeidliche Wort “ersatzweise”. Heute können Sie zur Zubereitung
natürlich auf alles zugreifen, was das Asia-Lädchen bietet.
Delikat international - Gerichte der [...] Küche, Autorenkollektiv, VEB Fachbuchverlag Leipzig, verschiedene Ausgaben und
Auflagen
Kochbücher für Kinder und Teenies
Als Übergang soll hier noch ein DDR-Kochbuch herhalten: Märchenrezepte von Edith Nell.
Dieses Buch hat etliche Vorzüge. Zum einen ist es nicht nur für Mädchen und Mütter gedacht,
zwei der drei vorgestellten Kinder sind Jungen. Es heißt auch nicht “Lass dir von Mutti helfen”,
sondern “Lass dir von einem Erwachsenen zeigen, wie es geht”. Neben einfachen Rezepten, die
oft nur vage etwas mit dem “Märchennamen” zu tun haben, wird auch das zubereiten erklärt und
die benötigten Utensilien zusammen mit den Zutaten aufgeführt. Die Rezepte sind relativ einfach,
brauchen Kinder eine Anleitung, steht das deutlich dabei. Gefährliche Zubereitungen wie Milch
kochen oder Fritieren fallen raus oder sind mit “Bitte jemanden, dir die Milch zu kochen”
vermerkt. Deutliche Warnungen bei allen Rezepten, z.B. Umgang mit Messern.
Insgesamt ein tolles, empfehlenswertes und selbst heute modernes Kochbuch für Kinder.
Märchenrezepte. Ein Kochbuch für Kinder. Edith Nell, Verlag für die Frau Leipzig, verschiedene Auflagen
Ein lustiges Buch für ältere Kids ist das Peanut-Kochbuch. Mit den Comicstreifen um Charlie Brown und
seinen Hund Snoopy verziert, bringt es nicht nur Erdnuss-Rezepte mit. Das Buch ist eher was für junge
Teenager, obwohl die amerikanisch-beeinflussten Gerichte schon einfach zuzubereiten sind, aber es
enthält weniger Erklärungen und Zubereitungshinweise. Davon abgesehen ist es lustig geschrieben und
offenbart einige ungewöhnliche Rezepte, wie z.B. für selbstgemachtes Traubengelee.
Das Peanuts-Kochbuch, Dagmar Seifert, Kosmos Verlag
Weitere einzigartige Kochbücher, Spaßkochbücher und Kochbuchromane
Leider gar nicht so richtig für Kinder ist im Gegensatz dazu das Garfield Kochbuch In the mood for
food. Das schöne Buch um den lasagnesüchtigen, dicken Kater enthält relativ viele Rezepte mit
Alkohol. Dabei überrascht wiederum, wie gesund und abwechslungsreich mit Gemüse und Kräutern
gekocht wird - eher ungewöhnlich für die relativ kalorienreiche, klassische amerikanische Küche.
Ähnlich wie das Snoopy-Kochbuch ist auch dieses Buch mit vielen lustigen Strips versehen. Die
Rezepte tragen ulkige Namen, dafür sollte man allerdings ein wenig Ahnung von amerikanischem
Humor haben: Das Buch ist nur auf englisch erhältlich.
I'm In The Mood For Food, Jim Davis, Barbara Albright, Andrews McMeel Publishing
Rezepte aus dem Auenland von Beregil von Gondor bezieht sich auf den Herr der Ringe-Kult. Die Gerichte
sind äußerst ungewöhnlich, was zum großen Teil sicher daran liegt, daß sie sehr, sehr alt sind: Speck in
Zucker knusprig zu braten ist ein Relikt aus dem Mittelalter. Da es in einem spielerischen Ton geschrieben
ist, sollte es auch für jüngere Leser verständlich sein, allerdings sind auch hier ein paar Gerichte mit
Alkohol dabei. Für den kochenden Fantasy-Freund ist es auf jeden Fall eine schöne Idee.
Rezepte aus dem Auenland. Das Hobbit-Kochbuch. Beregil von Gondor (Uli Böckmann)Heel Verlag, Königswinter, 2002
Es muss nicht immer Kaviar sein von Simmel ist der Klassiker des kulinarischen Romans und meiner
Meinung nach seitdem bisher unerreicht (und ich habe etliche solcherart aufgebaute Bücher gelesen). Da
sich die Agentengeschichte vom Beginn des 2. Weltkrieges bis in die 50er Jahre hinein erstreckt, kommen
auch unterschiedliche Rezepte zu Ehren, einmal die üppigen Vorkriegsgerichte wie Lady Curzon Schildkrötensuppe oder
Nierchen in Champagner als auch Rezepte der Nachkriegszeit mit Wildkräutersuppe und “Verzaubertes” Corned Beef. Das
Buch ist zur Lektüre sehr empfehlenswert, die Rezepte sind klassisch.
Es muß nicht immer Kaviar sein, Johannes Mario Simmel, Droemer Knaur, es gibt verschiedene Verlage und Auflagen, meine ist die 1. Aufl. in der DDR von 1990
Fast nur ums Essen dreht sich der Roman “Grüne Tomaten” von Fannie Flagg. Angenehmerweise sind die Rezepte hinten im
Buch verewigt und nicht im Text. Wem das zuviel oder immer noch nicht genug ist, sollte sich mal das Grüne-Tomaten-
Kochbuch ansehen. Aufgelockert mit unzähligen Anekdoten Fannie Flaggs, erzählt es auch viel über die damalige Armut im
Süden der USA und die Entwicklung der Cafés. Die Rezepte sind kalorienreich, sehr amerikanisch und dabei vermutlich auch
schon recht alt, aber es macht viel Spaß, das Buch zu lesen. Vor allem findet man hier einige Rezepte, die in anderen
amerikanischen Kochbüchern fehlen.
Original Grüne-Tomaten Kochbuch, Fannie Flagg, Bastei-Lübbe Verlag, 1994
Für ganz Unerschrockene oder Freunde speziellen Humors ist das Erkan & Stefan-Kochbuch
Checker Cuisine geeignet. Durchgehend im umgangssprachlichen Kreuzberg-Sprech (”Dem
Fleisch mit dem gekochten Reis, die vergehackte Swiebel und dem Käse battlemixdownmäßig
vermischen.”) offenbart es interessante Crossover-Rezepte mit türkisch-vorderasiatisch-
deutsch-bayrischen Einflüssen. Ob Börek mit Debreziner und Senf oder Lahmacun mit
Leberkäs, die beiden Komiker schrecken vor gar nichts zurück. Natürlich gibt es auch noch
Klassiker wie Falafel und Mussaka. Dabei haben die Gerichte launige Namen (noch launigere als
die türkische Küche mit “Der Imam fiel in Ohnmacht” sowieso schon bietet) wie “Nudelauflauf
MacGyver” - weil man den Römertopf nass machen muss und “Lammeintopf Streetfighter II”-
weil das Kochen so lange dauert wie der Film. Es ist mit schrägen Fotos bebildert. Wenn man
den ersten Schrecken überwunden hat, kann man sich über eine Vielzahl “innovativer” Gerichte  - oft vegetarisch - freuen,
die gänzlich ohne Alkohol auskommen (Bierteig mit Malzbier!).
Checker Cuisine, Stefan Lust, Erkan M. Moosleitner, Augustus Verlag 2002
Schon mal ein Basiliskenfilet wegen der schleichenden Versteinerung auf graue Stellen untersucht?
Wegen der bitteren Knarzeldrüse die Flügel eines Wolpertingers entfernt? Nein? Sie brauchen
unbedingt das Kochbuch Roter Drache in Aspik. Wenn gerade kein Drache zur Hand ist, geht es auch
mit Seelachs. Mit wichtigen Hinweisen versehen, z. B. daß man einem Oger nicht zu einer
Essenseinladung folgen sollte, solange nicht feststeht, was es gibt - weil man sonst schnell selbst in
den Topf wandert. Das Buch wäre nicht hier erwähnt, würde es nicht auch einige besondere Rezepte
anbieten: Allein schon die Muscheln nach Schiffbrüchigenart würden die Anschaffung des Buches
rechtfertigen, aber auch der titelgebende Rote Drache gibt ein leckeres Gericht ab. Dazu muss man
nicht Elementarherzen jagen gehen oder Quälgurken fangen, man bekommt es auch mit weltlichen
Zutaten hin.
Roter Drache in Aspik: Das Fantasy-Kochbuch, Sascha Storz, Bassermann Verlag
Selbst dem geübtesten Koch kann mal etwas schiefgehen. Dieses delikaten Problems haben sich die Bears
mit How to repair food angenommen. Matschig, roh, angebrannt, salzig, hart, flach, dick, zuwenig, zuviel...
die Liste der reparaturfähigen Lebensmittel ist lang. Eigentlich kein Kochbuch im eigentlichen Sinn, bietet es
jedoch Rezepte und einen Menüplan für ein dreigängiges Gästeessen mit Zutaten aus dem Vorrat, für den
Fall, daß wirklich mal alles falsch gelaufen ist. Mit diesem Buch lassen Sie sich von den Tücken der
Zubereitung nicht mehr unterkriegen! Davon abgesehen ist es wirklich mit viel Humor und passenden
Kommentaren geschrieben (”Erbsen - Zuwenige: Mischen Sie sie doch mal mit Möhren. Na, das ist richtig
neu, oder?”)
How to Repair Food, Marina und John Bear, Piper (Achtung, deutsche und englische Ausgabe heißen gleich!)