Allgemeines oeconomisches Lexicon von 1731
Das vormals älteste Buch der Sammlung
1731 regiert Kaiser Karl VII. das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen. Die Französische Revolution ist noch fast 60
Jahre entfernt, Louis der XV., der Vielgeliebte, der Frankreich mehr als 50 Jahre regieren wird, sitzt - 21jährig - seit fünf
Jahren auf dem Thron, seine spätere Mätresse Madame de Pompadour ist gerade zehn Jahre alt. Das Heilige Römische Reich
Deutscher Nationen ist in viele Teile zersplittert. Ein sehr großer Teil davon gehört Preußen.
 
Friedrich Wilhelm I. wird auch der Soldatenkönig genannt. Sein Vater war vormals Kurfürst, doch 1701 erhält er die
Königswürde für das Reich Preußen (vormals Kurfürstentum Brandenburg-Preußen). Friedrich Wilhelm I. ist (außer bei der
Armee) ein eiserner Sparer. So wundert es nicht, daß ein Wirtschaftswissenschaftler bei ihm den Rang eines “Königlich
Preußischer Cammer-Fiscal und Commißions-Rathes” erhält.
Ein solcher Wirtschaftswissenschaftler ist Georg Heinrich Zincke.
1731, bevor er als Hof-, Regierungs- und Ober-Consistorialrat nach Weimar geht, verfasst Zincke ein Buch, welches als Hilfe
für eine ideale Wirtschaft eines eigenen Gutes dienen soll. Es heißt:
Allgemeines Oeconomisches Lexicon,
Darinnen nicht allein Die Kunst-Wörter und Erklärungen dererjenigen Sachen, welche theils in der Oeconomie überhaupt,
theils insonderheit in einer vollständigen Landwirtschafft und Haushaltung von Acker- Feld-, Holtz-, Hopffen-, Obst-, Wein-
und Garten-Bau, Wiesewachs, Fischerey, Jägerey, Bierbrauerey, Brantweinbrennerey, Viehzucht, ja auch bey diesen allen
von der Stadt-Wirtschafft insgemein zu wissen nöthig, ingleichen was hiernächst vom Bauwesen bey Anlegung gantzer
wirtschafftlicher Gebäude, wie auch von Machinen, Instrumenten und Werckzeugen, oder sonst bey täglichen Verrichtungen
im Hause, Küche und Keller vorzukommen pfleget, Und was zum Policey- und Cammer-Wesen von der Oeconomie gehöret,
in möglichster Kürtze beschrieben, zu finden ist,
Sondern auch Die Natur, Eigenschafften, Pflegung, Nutzung, Gebrauch und Mißbrauch der Kräuter, Pflantzen und Baeume,
Thiere, Metalle, Steine Baumaterialen und viele andere im gemeinen wirthschaftlichen Leben aus fremden ansehnlichen
Wissenschafften vorkommende Stücke abgehandelt und an den meisten Orten mit vielen nützlichen Realien versehen
worden;
Nebst einem Anhange eines Land- und Haus-Wirthschaffts-Calenders, Was nemlich Das gantze Jahr hindurch in iedem
Monat vor besondere Verrichtungen vor die Hand zu nehmen und wie solche behörig anzustellen. Alles aufs sorgfältigste
zusammen getragen und mit nützlichen durch die Erfahrung bestätigten Anmerckungen, wie nicht weniger durch
verschiedene in XX. Tabellen entworffene Abrisse erläutert und erkläret.
Das Buch umfasst nicht weniger als 2923 Seiten und ist in seinen originalen Einband aus Schweinsleder gebunden.
Es ist deutlich das wertvollste und nunmehr zweitälteste Buch in der Sammlung des Virtuellen Kochbuchmuseums.
Dieses Buch ist eindeutig der gängigen “Hausvater-Literatur” zuzuordnen, die den Anspruch vertrat, eine komplette
Abhandlung über alle Belange des Hauses, seiner Ökonomie und damit verbunden seines Glückes zu sein. Sie waren von
Männern für Männer geschrieben. Erst später adressierte man solche Haushaltungs-Bücher an Frauen.
Im Erscheinungsjahr des Buches konnten noch nicht allzu viele Menschen lesen, vor allem jene auf dem Lande nicht.
Friedrich Wilhelm I. führte zwar die allgemeine Schulpflicht ein, sie wurde jedoch gerade in ländlichen Gebieten weder von
Kindern noch von den Eltern sonderlich ernst- und damit wahrgenommen.
Das Buch ist kein reines Kochbuch. Neben Rezepten für den Aal (erstes Stichwort) wird auch umfassend seine Herkunft
beschrieben. Auch die Tafeln zeigen Verschiedenes: z.B. Aufbau eines Schuppens und Stickmuster.
Unser Dank gilt der Bibliotheca Culinaria, die nach zähem (Mit-sich-) Ringen dieses wunderschöne Buch an uns verkauft hat!