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Kochbücher für kleine Mädchen: Puppenkochbücher
Auf den verschiedenen Buchdeckeln kann man die Vielfalt der Puppenherde erkennen.
Die Rezepte waren auf “Puppenmaß herunter gerechnet”. Auf den Herden konnte mit Spiritus richtig gekocht werden.
Julie Bimbachs Puppenkochbuch wurde bislang für das erste gehalten. Es folgten viele Auflagen und ein zweiter Teil.
Puppenherde kamen mit
Zubehör wie Tiegel und
Töpfe. Die Feinheiten
aber, kleine Mäßchen,
Waagen mit winzigen
Gewichtchen oder
Löffelchen jedoch
wurden zusammen mit
Puppenkochbüchern in
verzierten Kisten
verschenkt. Komplette
oder fast komplette Sets
sind sehr selten.
Nach bisherigen Erkenntnissen galt das 1854 erschienende “Kochbüchlein für die
Puppenküche” als das erste Kochbuch für Kinder, geschrieben von Julie Bimbach. Es
war so erfolgreich, daß es zahlreiche Auflagen erreichte und ein zweiter Teil
herausgebracht wurde.
Nun ist uns aber ein Kochbuch in die Hände gefallen, welches 1851 als Erst- und 1853
als Zweitauflage nennt (diese haben wir). Dem Titel nach zu urteilen ist es “Die kleine
Köchin” von Charlotte Riedl - damit ist Frau Bimbach als erste
Puppenkochbuchautorin aus dem Rennen. Riedls Buch wurde also nicht erst 1854
aufgelegt, sondern schon vorher in einem anderen Verlag. Erst viel später erlangte es
Berühmtheit als Nürnberger Puppenkochbuch von Tante Betty (1892). Die Rezepte der
beiden Ausgaben sind identisch.
Diese Puppenkochbücher gab es oft zusammen mit den beliebten
Puppenherden. Solche Puppenküchen (die es als “Lernspielzeug” bis heute gibt)
wurden gerne zu Geburtstagen und Weihnachten verschenkt und dienten der
weiblichen Früherziehung.
Überraschend ist der hohe Verbrauch von Wein und Bier, wenn solche Bücher für 8-14
Jahre alte Kinder sein soll, allerdings kann davon ausgegangen werden, daß die
Kinder am elterlichen Mittagstisch sowieso alkoholhaltige Speisen zu essen bekamen.
Henriette Davidis Puppenkochbuch von 1855 enthielt nicht nur “echte” Rezepte, sondern auch “Puppenessen” aus Gräsern,
Blumen und nichteßbaren Kleinigkeiten wie ungekochten Reis.
Die einfachen richtigen Rezepte basieren vor allem auf Zutaten, die in der Küche zumeist vorhanden und für die Hausfrau
entbehrlich waren wie Milch, Grieß und Äpfel. Hier sind, anders als im Praktischen Kochbuch sogar Zutatenliste und Mengen
angegeben.
Im Gegensatz zu anderen alten Kochbüchern sind antiquarische Puppenkochbücher wirklich selten, da die Bücher “bespielt”
wurden und dann auch kaputt gingen oder später als unnütz weggeworfen wurden. Dementsprechend begehrt sind diese
kleinen Raritäten.
“Die kleine Köchin” wurde 1851 zum ersten Mal aufgelegt. Leider gibt uns das Buch keinen Hinweis auf die Autorin, nur die
Initialien M. H. Es handelt sich vermutlich um die Person, die als “Charlotte Riedl” in Erscheinung trat (herauszufinden,
welcher der verwendeten Namen echt und welche Dame mit welcher identisch ist, ist eine mühsame Puzzlearbeit - danke an
Justine Marén). Titel und Untertitel sind dieselben wie bei Riedls späteren Ausgaben, welche ab 1892 als “Nürnberger
Puppen-Kochbuch von Tante Betty” in die Geschichte eingingen.